Nach zwei Tagen Hotel und Stadt zog es uns heute wieder hinaus in die Natur. Einen weißen Fleck gibt es derzeit noch auf unserer Karte von São Miguel – der Westen der Insel. Dort gibt es besonders viele Kraterseen und viele Aussichtsplätze.
Wie immer nach dem Frühstück ging es los und Blacky führte uns über die Schnellstraße an Ponta Delgada vorbei in die Höhenlagen des Inselwestens. Erstes Ziel war der Ausblick des Königs (Vista do Rei). Aus einer Höhe von 550 Metern hat man von hier einen wunderschönen Blick auf die beiden Kraterseen Lagoa Azul (blauer See) und Lagoa Verde (grüner See) und das Örtchen Sete Cidades. Wahrlich königlich der Ausblick in das Kratertal.

Heimliche Hauptattraktion an der Aussichtspunkt ist jedoch das verlassene Hotel Monte Palace.

Das einzige 5 Sterne Hotel der Insel wurde 1988 gebaut und 1990 wieder geschlossen. Es waren doch zu wenige Gäste, die zwar Lust auf die Aussicht hatten, aber nicht auf die 220 Regentage und die damit verbundenen Nebelschwaden. Bis 2010 wurde das Hotel noch von einem Wachmann in Stand gehalten bis es dann endgültig aufgegeben wurde. Ein echter und recht promenenter Lost Place also – und ein Abenteuer wert.
Eines Vorweg: Das Gebäude macht insgesamt einen stabilen Eindruck und man muss schon aufpassen, wo man hintritt. Mit dem entsprechenden Menschenverstand und Vorsicht kein wirklich gefährliches Abenteuer.
Dennoch war es nicht so, dass man direkt durch die Tür gehen konnte und man war drin. Daher entschied sich Katrin eher draußen zu warten und ich ging alleine rein – meldete mich aber regelmäßig beim Sicherungsposten, der Schmiere stand 😉
Durch den Haupteingang hindurch steht man plötzlich in der Lobby. Nichts vom 5 Sterne Luxus, sondern vergammelter Teppichboden und vermooster Stahlbeton. War schon etwas unheimlich da zu stehen bzw. durch die einzelnen Gänge und Zimmer zu gehen. Ein unbeschreibliches Erlebnis – hier ein paar Eindrücke:
Nach dieser Entdeckungstour wollten wir endlich etwas Natur genießen und hatten uns vorher schon eine kleine gemütliche Wandertour rausgesucht. Aber schon am Vista do Rei zeigte sich, dass wir irgendwie zu spät dran waren. Dort kam ein Reisebus nach dem anderen an, der seine Besatzung kurz ausspuckte, nach ein paar Minuten wieder einsammelte und weiter fuhr.
„Naja“, dachten wir uns, „die werden alle runter nach Cete Sidades fahren“ und machten uns auf den Weg zum Ausgangspunkt unserer Wanderung. Aber da standen die Busses schon und es zeigte sich ein Problem der Insel: Viel zu kleine Parkmöglichkeiten für Hauptattraktionen. Man ist hier – zum Glück – nicht so einem Massentourismus ausgesetzt wie vielleicht im Mittelmeerraum, aber stößt halt schnell an seine Grenzen. Dazu kam wahrscheinlich, dass heute Feiertag ist wegen dem Festtag von gestern.
Somit mussten wir wieder flexibel sein – diesmal nicht wegen dem Wetter sondern wegen Menschenmassen.
So ging es erst mal weiter in Richtung Sete Cidades und von dort weiter zur Westküste nach Mosteiros. Am Strand machten wir eine kleine Rast und genossen den Ausblick.

Dort schmiedeten wir auch einen Plan, was wir nun heute Nachmittag machen. Wir wollten noch nicht zurück ins Hotel und die Sehenswürdigkeiten an der Westküste sind schnell erledigt und somit entschlossen wir uns den Botanischen Garten in Ponta Delgada anschauen. Der stand eh als Ausweichaktion auf unserer Liste und so passte das.
Auf dem Weg entlang der Südwestküste blickten wir ab und an nochmal steil hinab …

… und fand noch das ein oder andere Bild von Yves Decoster.

Die Straßen an der Westküste sind gesäumt von Unmengen an weißen, blauen und rosafarbenen Hortensien. Leider sind wir zwei, drei Wochen zu früh auf der Insel, denn nur ganz wenige haben geblüht. Dann wäre die Straße entlang der Westküste deutlich reizvoller geworden.
Dafür hat uns der Botanische Garten in Ponta Delgada entschädigt. Zwar weniger mit den Blühpflanzen sondern eher mit den Bäumen. Meterhohe und meterdicke Bäume aus Ländern von der ganzen Welt und von jedem Kontinent. Bambusbäume so dick, dass man sich nicht mit den Händen umschlingen kann und Ficusse oder Magnolienbäume so groß wie Mehrfamilienhäuser. Dazwischen ein paar mehr oder minder exotische Blühpflanzen.
Nach dem Rundgang durch den Garten ging auch der Tag zu Ende. Die Wanderung im Inselwesten ist noch nicht abgeschrieben und wir probieren mal eine andere Strategie. Ob die aufgegangen ist sehen wir morgen 😎